Tschüß 2020. Mach die Tür hinter dir zu
Wenn ich früher die Zahl „2020“ hörte, dachte ich immer an den Bezug zu guter Sehstärke “20/20”. Die Art, die dich klar sehen lässt, um zu wissen, was auf dich zukommt. Aber es gab keine Möglichkeit, dass ich dieses 2020 hätte kommen sehen können, selbst mit 20/20 Vision. Obwohl einige Regierungen einen Plan für Pandemien in der Schublade hatten, glaube ich nicht, dass viele Menschen die Schäden, die diese Pandemie angerichtet hat, hätten vorhersehen können.
Doch bei allem Grauen dieses Jahres bin ich froh, dass es auch einige gute Dinge gibt, auf die wir zurückblicken und auf die wir uns freuen können.
Zu Beginn des Jahres habe ich einen neuen Kunden gewonnen, für den ich Food Trucks zeichnen darf. Das mag ungewöhnlich klingen, aber es bietet mir eine regelmäßige Arbeit.
Außerdem wurde ich von einer Agentur in England kontaktiert, für die ich einige Aquarell-Illustrationen machen durfte. Leider darf ich weder den Namen der Agentur nennen, noch die Illustrationen online zeigen, aber die Arbeit in einer analogen Form hat mich sehr glücklich gemacht. Es war eine schöne Abwechslung zur ständigen Arbeit am Bildschirm. Man könnte das Erlebnis mit dem Spielen eines Bowling-Videospiels mit dem tatsächlichen Bowling vergleichen. Beides macht Spaß, aber die schiere Möglichkeit, Farbe zu bewegen und sich zu fragen, ob ich dies oder jenes hätte tun sollen, war eine formende und aufregende Erfahrung.
Ich beendete meine Kamishibai Theater Serie für Christian Eldagsen. Die Arbeit war interessant, weil sie Kindern aus sozialen Brennpunkten beibringen soll, wie man mit Konfliktsituationen umgeht. Ich kann mir vorstellen, weitere Theatergeschichten zu illustrieren. Wenn mein Terminkalender es zulässt, werde ich das vielleicht tun.
“Heidelberg wimmelt“, mein Wimmelbuch über die schöne Stadt Heidelberg ist ausverkauft. Ich hatte noch welche nachbestellen wollen, weil ich ein Weihnachts-Gewinnspiel von allen drei meiner Wimmelbücher veranstalten wollte. Aktuell sind nur noch wenige Exemplare hier und da zu haben, aber der Silberburg-Verlag hat keine mehr. Mir wurde gesagt, dass es eine zweite Auflage geben wird und Ende Februar erhältlich sein wird. Juhu!
Es ist das erste Mal, dass eines meiner Bücher die Chance auf eine zweite Auflage bekommt. Ich bin überglücklich darüber.
Das “piece de la resistance” des Jahres ist „Heilbronn wimmelt”, mein neues Wimmelbuch, das gerade erschienen ist.
Wenige Tage vor dem ersten Lockdown in Deutschland wurde ich gebeten, es zu illustrieren. Ufff. Das hat die Planung ganz schön durcheinander gewirbelt. Eines der ersten Dinge, die ich für meine Wimmelbücher mache, ist es, die Stadt, die ich illustriere, zu besuchen, um zu recherchieren und das Lokalkolorit aufzusaugen, um Leute zu treffen, die mir von ihrer Heimatstadt erzählen können. Es war ein doppeltes Uff, denn von dem, was ich über Heilbronn gelesen hatte, war, dass die Bürger eine Hassliebe zu ihrer Heimatstadt hätten. Ich wusste wirklich nicht, was mich erwarten würde.
Nur anhand von Bildern aus dem Internet und Google Earth erfahre ich nicht viel über eine Stadt. Die Bilder von Google Earth sind auch nicht immer so aktuell. Sie sagen dir, wie eine Stadt von oben aussieht, welche Straßen es gibt, aber sie sagen dir nicht, wie die Stadt aus der Perspektive eines der Einwohner aussieht. Sie sagen dir nicht, wie das Licht von bestimmten Gebäuden reflektiert wird, sie sagen dir nicht, welche Blumen blühen und sie sagen dir auch nicht so viel darüber, was den Menschen dort wichtig ist.
Du kannst Sehenswürdigkeiten ermitteln, du kannst ein wenig über die Geschichte herausfinden, aber wie findest du heraus, welches Café angesagt ist oder wo die Kinder gerne spielen?
Das kannst du nicht. Es sei denn, du fragst.
Für mein neuestes Buch habe ich ein lustiges Online-Gewinnspiel und eins mit Hilfe der Heilbronner Lokalzeitung „Die Heilbronner Stimme“, durchgeführt. Ich habe über 400 Teilnehmer für mein Buch gewonnen. Jeder der Einsender hat mir gesagt, was er an Heilbronn liebt und diese Informationen haben mir geholfen, eine Vision davon zu entwickeln, was Heilbronn wirklich ausmacht.
Ich möchte meiner Webdesignerin Conny Danner für ihre Hilfe beim Einrichten und Testen der Anmeldeseite danken, und meiner Freundin Dr. Iris Rosner-Köschel für ihre Hilfe beim Ausarbeiten der logischen Bedingungen, die die Bewerbungen der Teilnehmer benötigten. Erinnerst du dich an die Wenn-Dann-Formeln, die du in Mathe gelernt hast? Darin ist sie wirklich gut. Es waren diese Formeln, die wir brauchten, um die Anmeldungen zu bewältigen. Auf diese Weise z.B. würden Leute, die ihre Fotos und Freigaben abgegeben hatten, keine Erinnerungsmails bekommen. Und Leute, die das nicht gemacht haben, schon.
Ein besonderer Dank geht an Bettina Kruck-Hampo für ihre sehr informative Führung durch Heilbronn. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich eines der Seitenthemen auf das ehemalige Bundesgartenschau-Gelände (BUGA-Gelände) geändert habe. Ursprünglich hatte ich es nicht einbauen wollen, weil es nicht mehr als Ausstellungsgelände gedacht war. Die Schau war im Jahr 2019 und viele Elemente, wie Pavillons und spektakuläre Highlights, gab es einfach nicht mehr. Man hatte mir gesagt, dass das Gelände ein Wohngebiet werden sollte. Aber Bettina bestand darauf, dass ich es mir wenigstens mal anschaue. Sie hatte Recht.
Es ist ein wunderschönes Areal mit einem Wasserspielplatz für Kinder. Er wurde um den alten Flosshafen herum gebaut und bietet den Kindern einen Raum, in dem sie sich austoben und sicher mit dem Element Wasser spielen können. Auf dem BUGA-Gelände gibt es eine lange, kurvige Rutsche in der Nähe eines künstlichen Kletterfelsen, einen Platz zum Fahrradfahren, ein Café/Restaurant direkt am Neckar und einen kleinen See mit einem kleinen Strandabschnitt.
Ich bin nach dem Besuch mit meinem Guide noch einmal dorthin gegangen und habe noch ein wenig gezeichnet. Du kannst einige meiner Skizzen für mein Wimmelbuch „Heilbronn wimmelt” in den folgenden Slides betrachten.
Bettina Kruck-Hampo ist auch die Stimme hinter der Tonaufzeichnung des Doppeldeckerbusses für Touristen, die abgespielt wird, während der Bus zu den Highlights von Heilbronn schlendert. Durch diese Aufnahme habe ich von den Weinsberger Frauen gehört. Eigentlich war es nicht das erste Mal, dass ich von der Geschichte hörte, aber ich wusste nicht, dass sie ein Teil der Geschichte von Heilbronn ist.
Vor langer Zeit, in der Zeit der Ritter und Drachen, geschah es, dass eine Stadt in der Nähe von Heilbronn, genannt Weinsberg, von Feinden belagert wurde. In einem ungewöhnlichen Akt handelten die Frauen der Stadt die Kapitulation der Stadt aus, unter der Bedingung, dass die Feinde jede Frau das, was sie am liebsten hatte, mitnehmen lassen würden, damit sie sich immer an ihre Heimat erinnern konnte.
Die Feinde stimmten den Forderungen der Frauen zu. Es sind ja bloß Weiber. Die Feinde glaubten, dass die Frauen, da sie Frauen sind, eine Lieblingsvase, einen Kochtopf oder vielleicht die Reicheren ein Juwel oder ein schönes Kleid mitnehmen würden.
Womit sie nicht rechneten, war, dass das, was jede Frau am meisten liebte und auf dem Rücken tragen würde, ihren Mann sein würde. Die Frauen verließen die Burg und trugen ihre Männer huckepack. Von da an wurde die Burg als Weibertreu bekannt, was “Treue Frauen” bedeutet. In “Heilbronn wimmelt” habe ich gezeigt, wohin sie möglicherweise geflohen sind – auf den Wartberg in Heilbronn. Auf dieser doppelseitigen Illustration kannst du sehen, wie die Frauen die Männer huckepack den Berg hinauf in Sicherheit tragen, umgeben von den örtlichen Weinbergen.
Während ich dies schreibe, beginnt Deutschland mit der Auslieferung der Impfstoffe gegen Covid-19. Wir brauchen einen sicheren Ort und genau wie die Frauen in der Weibertreu wollen wir diejenigen schützen, die wir am meisten lieben. Der Impfstoff ist unser Versprechen der Hoffnung.
Halte diese Hoffnung im kommende Jahr in dir wach. Sie wird dir in den schlimmsten Zeiten stark halten und dir helfen, Glück und Licht in schwierigen Zeiten zu finden. In diesem Sinne wünsche ich dir ein glückliches und gesundes neues Jahr.
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