Was für ein Faschingsgewimmel!
Autorin: Kimberley Hoffman
Lesezeit: Ca. 5 Minuten
Das ist ein Faschingsgewimmel!
Fasching, die 5. Jahreszeit, ist bestimmt die wimmeligste Jahreszeit und der Faschingsgewimmel ist immer ein gern gesehenes Motiv in meinen Wimmelbüchern.
Wer Fasching kennt, weiß, wie lustig es hoch hergeht. Es ist ein buntes Durcheinander, das nur den Gewimmel in meinen Wimmelbüchern streitig macht.
“Streng katholisch, aber höchst unterhaltsam!
In Baden-Württemberg wird der Fasching meist in den katholischen Gebieten, wie ich in meinen Wimmelbüchern verewigt habe, mit Prunksitzungen und Karnevalsumzüge gefeiert. Aber warum in katholischen Gebieten? Verstehen die Mitglieder der Evangelischen Kirche, zu der ich mich zähle, keinen Spaß?
Im Katholizismus des Mittelalters gab es viele unterschiedliche Fastenzeiten. Eins der längsten dauerte vierzig Tage ab Aschermittwoch bis zu Ostern. Es war den frommen Christen in dieser Zeit nicht erlaubt, Fleisch zu essen. Wenn es noch verderbliche Wintervorräte gab, mussten sie vor dem langen Fasten gegessen werden. Während der Fastenzeit durften die Menschen keinen Alkohol außer Bier trinken. Grund genug fürs fröhliche Vorglühen, oder?
Während Fasching im Mittelalter gab es einen lustigen Rollentausch zwischen Klerikern, die unten an Karrieresprossen stunden, und höheren Geistlichen.
Später griffen die Bürger dieses Ritual auf und begannen, Feste mit Musik und Kostümierungen in der Vorfastenzeit zu organisieren. In verschiedenen Gebieten übernahmen die Kinder sogar die Rolle als Ersatzpabst.
War Luther ein Spielverderber?
Martin Luther und die Kirchengemeinden, die ihm folgten, lehnten das Fasten ab. Die ausgelassenen Feierlichkeiten um den Fasching in diesen Gebieten sind nach und nach in Vergessenheit geraten.
Krieg und Unterdrückung durch Besatzungsmächte im 18. Jahrhundert dämmten den Spaß weiter ein.
Anfangs wenig Faschingsgewimmel in Baden-Württemberg des 20. Jahrhunderts
In einem Gespräch mit meinen Verwandten aus Heidelberg erfuhr ich, dass in ihrer Kindheit Fasching nicht so groß gefeiert wurde. Die Frau meines Cousins ist in einem schwäbischen Ort nahe Tübingen aufgewachsen. Sie erzählte mir, dass es „höchstens ein Fastnachtsküchele“ vor dem Beginn der Fastenzeit gab.
Was ist ein Fastnachtsküchele? Vielleicht kennt ihr es unter dem Begriff »Fasnachtsküchele« oder vielleicht als »Fastnetsküchele«. Das ist ein süßes Hefegebäck, das, ähnlich wie Silvesterkrapfen, im Fett ausgebacken und mit einer Zimt-Zucker-Mischung bestreut wird. Anders als Berliner wird der Teig platt geformt und nicht gefüllt. Ich habe ein Rezept für euch ausgesucht. Probiert es doch selbst aus. Wenn ihr das Fastnachstküchele backt, poste ein paar Fotos davon und tagge mich auf Instagram @hoffmanillustrates. Nutze den Hashtag #fastnachtsgebäck. Ich bin schon närrisch auf eure Fotos mit dem Faschingsgebäck.
Meine Verwandten haben mir erzählt, dass die Feste in Baden-Württemberg deutlich jüngere Feste sind. Erst in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren sind sie durch Fernsehübertragungen populärer geworden. Meine Recherche bestätigte dies. Laut planet-wissen.de sind die heutigen Feste, wie wir sie kennen, meist jünger als 100 Jahre alt und haben weniger mit den ursprünglichen religiösen Faschingsfesten zu tun.
Fasching feiern in meinen Wimmelbüchern
In meinen Recherchen für meine bisherigen Wimmelbücher, die allesamt von Regionen in Baden-Württemberg erzählen, begegnete ich vielen verschiedenen Traditionen. Jede Stadt ist einzigartig. Die Kostüme haben eine eigene Bedeutung, sei es als Hexe, Teufel oder gar Engel. Ihr könnt sie in »Der Hohenlohekreis wimmelt« und im »Schwaben wimmelt« finden.
Die Waldenburger Fastnacht
Die Waldenburger verkleiden sich in der Fastnacht als Teufel. Das hat folgenden Grund: Vor langer Zeit gab es ein Kostümfest an Fastnacht bei den Herren auf der Burg. Die Damen verkleideten sich als Engel und die Herren als Teufel. Eigentlich war es in Waldenburg zu der Zeit verboten, Fasching zu feiern.
Es entstand an dem Abend ein schlimmer Brand auf der Burg, der auf die kostümierten Menschen übersprungen ist. Alle rannten aus der Burg heraus. Das hat sehr erschreckend ausgesehen und heute erinnert man sich in Waldenburg daran.
Der Taubenmarkt in Mulfingen
Der Taubenmarkt in Mulfingen ist eigentlich ein Krämermarkt, der in der Faschingszeit stattfindet. Doch er hat einen faschingsähnlichen Festumzug mit Hexen und anderen fastnächtlichen Kreaturen.
Fasnet im Tettnang am Bodensee
Im Tettnang am Bodensee gibt es eine richtige Narrenzunft. Sie organisiert Kinderbälle, Schlossbälle, Besuche in Kindergärten und Seniorenheimen. Sie bringt bunte Fröhlichkeit nach der dunklen Winterzeit.
Und so nebenbei: Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht gilt als »Immaterielles Kulturerbe« und ist dem Bundesverzeichnis als solche eingetragen. Auch wenn man von den Schwaben erzählt, sie gehen in den Keller zu lachen, ist diese Auszeichnung der beste Gegenbeweis.
Rottweil feiert Fasnet
Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, feiert auch die »Schwäbisch-Alemannische Fasnet«, wie es auf Schwäbisch heißt. In der Fotogalerie der Rottweiler Narrenzunft sieht man in den Masken und Kostümen die Wurzeln des Faschings. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen.
Worauf wartet ihr? Schmeißt euch ins Gewimmel! Viel Spaß, ihr Faschingsnarren!